Beschreibung
Lochamer Liederbuch und der Fundamentum organisandi des Conrad Pauman (ca. 1452–60)
Wach auff mein hort leucht dorther
Codex Faenza (ca. 1420)
Bel fiore dança
Codex Faenza
J’aime la biauté
Guglielmo Ebreo da Pesaro (auch Giovanni Ambrogio) (ca. 1420 – ca. 1484)
Amoroso (ballo francese)
Domenico da Piacenza (um 1420 – ca. 1475)
Prexonera (ballo)
Codex Faenza
[ohne Titel, Nr. 43]
Lochamer Liederbuch
Des Klaffers neyden
Mit ganczem Willen wünsch ich dir
Giovanni Ambrogio
Petit riense (ballo francese)
Codex Faenza
– De tout flors
Domenico da Piacenza
– Anello (ballo)
Codex Faenza
De tout flors
Domenico da Piacenza
Marchexana (ballo)
Bel fiore (ballo)
Codex Faenza
Constantia
Domenico da Piacenza
La Giloxia (ballo)
Codex Faenza
Non ara may pieta questa mia donna
Giovanni Ambrogio
Rostiboli gioioso (ballo)
(Änderungen vorbehalten)
Der „Herbst des Mittelalters“ ist eine Bezeichnung des niederländischen Historikers Johan Huizinga für das 14. und 15. Jahrhundert. Aus der gleichen Zeit stammt auch der musikalische Begriff flos (lateinisch „Blume“) oder floridus, als Bezeichnung für die Verzierungen einer melodischen Linie. Hierbei wird eine Note umspielt und deren ursprünglicher Notenwert in kleinere Notenwerte aufgebrochen, die Melodie wird gleichsam mit musikalischen Blumen umrankt.
Diese Verzierungen finden eine besondere Blüte in den Intavolierungen des Codex Faenza, einer vielfältigen Sammlung von Arrangements vokaler Werke für Tasteninstrument. Dieses Manuskript entstand um 1420 in Norditalien und beinhaltet Intavolierungen damals bekannter Werke wie z.B. De tout flors von Guillaume de Machaut, aber auch Arrangements von Tanzsätzen wie beispielsweise Bel fiore dança. Auch im Lochamer Liederbuch, welches zwischen 1452 und 1460 in Nürnberg entstand, sind einige Intavolierungen überliefert (wie z.B. Mit ganczem Willen wünsch ich dir), deren ursprüngliche Melodien mit musikalischen Blumen umspielt werden.
Diesen Intavolierungen stellt das Ensemble quidni eine Auswahl an Tanzsätzen des 15. Jahrhunderts gegenüber, die von Tanzmeistern wie Giovanni Ambrogio oder Domenico da Piacenza in ihren Traktaten mitsamt Choreografien festgehalten wurden. Von diesen Stücken ist nur eine einstimmige Melodie (der Tenor) überliefert, man kann aber davon ausgehen, dass damals ein Kontrapunkt dazu improvisiert wurde und diese auch mehrstimmig aufgeführt wurden.
Die beiden Musiker des Ensembles quidni nähern sich dieser Musik aus der Sicht mittelalterlicher Spielleute mit einer guten Portion Spiel- und Improvisationsfreude. Sie arrangieren dieses Repertoire passend für ihr abwechslungsreiches Instrumentarium an Lauten- und Holzblasinstrumenten, und zeigen so die Vielfalt der späten Blüte mittelalterlicher Instrumentalmusik.